Didaktische Konzepte

Die Entwicklung, Erprobung und Evaluation von didaktischen Konzepten zur Individuellen Förderung bezieht sich sowohl auf einzelne Schüler:innen  spezieller Zielgruppen mit besonderem Forder- und Förderbedarf als auch auf die generelle Unterrichtsentwicklung für Schüler:innen allgemein im schulischen Kontext.

1Differenzierte Leseförderung in der Grundschule (Kooperationsprojekt)

Bereits in der Grundschule liegen große Unterschiede im Hinblick auf die Lesefähigkeiten von Kindern vor: Während für einige Kinder das Erlesen von Wörtern eine Herausforderung darstellt, können andere Kinder bereits mühelos längere Texte lesen. Entsprechend unterscheiden sich Förderziele (genaues Lesen, flüssiges Lesen, verstehendes Lesen) und zu diesen Zielen passende Methoden der Leseförderung. Mit dem Programm „Lese-Sportler“ wurden differenzierte Materialien zu evidenzbasierten Fördermethoden entwickelt, die Sie hier einsehen können. Zudem wurden kurze informierende Videos zu dem Programm sowie ein Konzept zur Qualifizierung von Lehrkräften für eine diagnosebasierte differenzierte Leseförderung erarbeitet und im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte evaluiert.

Kontakt: Prof. Dr. Elmar Souvignier

2Jungenförderung im Sport (Kooperationsprojekt)

Das Projekt „Jungenförderung im Sport" analysiert die Bedingungen des Aufwachsens von Jungen und entwickelt darauf aufbauend Ansätze der individuellen Förderung von Jungen durch Bewegung, Spiel und Sport. Im Mittelpunkt steht das sogenannte „Variablenmodell“, das sowohl aktive, leistungsbezogene, als auch passive, reflexive Aspekte integriert. Es setzt weniger bei den Defiziten und Problemen von Jungen an, sondern greift ihre Wünsche und Bedürfnisse auf. Im Zentrum des Konzepts stehen vielfältige Bewegungs- und Spielformen zur Jungenförderung. Die Spielideen eignen sich für Jungen in Kindergärten, Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen und Vereinen. Sie orientieren sich an acht jungentypischen Handlungsfeldern: Gewinnen und Verlieren, Kooperation und Konkurrenz, Sensibilität und Kraft, Nähe und Distanz, Spannung und Entspannung, Wagnis und Risiko, Regeln anerkennen und Regeln überschreiten, Ausdruck und Präsentation. Beispiele werden auf einer eigenen Homepage vorgestellt: www.jungenfoerderung-im-sport.de

Kontakt: Prof. Dr. Nils Neuber

3JuniorUni (Kooperationsprojekt)

Das Projekt „JuniorUni“ Münster fördert besonders begabte, leistungsstarke und motivierte Schüler:innen, die in der Regel in der Oberstufe sind. Es ist eine gemeinsame Initiative der Universität Münster, der Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs der Region mit dem Ziel der Individuellen Förderung, einer frühen Orientierungshilfe zur Studienwahl und langfristig einer Verkürzung der Studienzeit der an diesem Projekt teilnehmenden Junghörer:innen. Genauere Angaben und Fristen zum Juniorstudium für jedes Semester befinden sich auf der Homepage der Universität Münster.

4Klassenführung

Jenseits fachwissenschaftlicher Konzepte stellt das Unterrichtsmerkmal der Klassenführung den zentralen Faktor zur Aufklärung von Unterschieden der Lernwirksamkeit von Unterricht dar. In der Arbeitsgruppe von Prof. Holodynski nimmt diese Thematik seit mehreren Jahren einen Schwerpunkt ein, der aktuell im Rahmen einer Kooperation mit Prof. Möller im Rahmen eines BMBF-Projekts noch intensiviert wird. Konkret werden Unterrichtssituationen anhand von Videos analysiert, so dass Faktoren wirksamen Unterrichtshandelns explizit benannt und reflektiert werden. Aktuell wird zudem ein videobasiertes Diagnoseinstrument zu dieser Thematik entwickelt.

Kontakt: Prof. Dr. Elmar Souvignier

5Kreativitätsförderung in der kulturellen Bildung (Kooperationsprojekt)

Das Projekt "Tanz und Bewegungstheater – ein künstlerisch-pädagogisches Projekt zur kulturellen Bildung in der Ganztagsgrundschule" dient der individuellen Kreativitätsförderung von Grundschulkindern durch das Medium Tanz und Bewegungstheater. Über einen Zeitraum von 14 Wochen unterrichteten professionelle und geschulte Tanzpädagog:innen zehn Klassenverbände an Ganztagsgrundschulen im Großraum Mainz. Der wöchentliche 90-minütige Unterricht findet auf Basis eines teilstandardisierten tanzpädagogischen Konzepts statt. Für die Umsetzung des Konzepts wurde ein Leitfaden entwickelt, der die methodisch-didaktischen Vermittlungsweisen umfasst und den Tanzpädagog:innen in Fortbildungen vermittelt wurde. Ziel des Leitfadens ist es, die Tanzpädagoginnen und Tanzpädagog:innen zu befähigen, Tanz gezielt als pädagogische Maßnahme zur Kreativitätsförderung einzusetzen.

Kontakt: Prof. Dr. Nils Neuber

6Lernen und Bewegung (Kooperationsprojekt)

Nachdem in einem ersten Teil des Projekts ein Screeningverfahren zur Erfassung kognitiver Leistungen von Schüler:innen entwickelt wurde (siehe Konzept „Diagnostik exekutiv-funktionaler Fähigkeiten“), wurden bewegungsbasierte Interventionsmaßnahmen zur Förderung exekutiv-funktionaler Fähigkeiten erarbeitet. Diese wurden in einer halbjährigen kontrollierten Prä-Post-Studie an vier Gesamt- und Realschulen im Münsterland mit insgesamt 452 Schüler:innen in den Sportunterricht integriert und evaluiert. Die Gegenüberstellung der Leistungsentwicklungen in den Interventions- und Kontrollgruppen zeigte einen positiven interventionsbedingten Effekt auf verschiedene kognitive sowie sensomotorische Leistungsbereiche. Darüber hinaus konnten Effekte im Hinblick auf schulleistungsnahe Bereiche (Rechen-/Schreibleistung) nachgewiesen werden. Im dritten Schritt wurden die Förderinhalte in den Schulalltag implementiert. Neuere Arbeiten zeigen Fördermöglichkeiten im Mathematikunterricht sowie im außerschulischen Sport (Fußball). Aktuelle Informationen zum Feld von Lernen und Bewegung finden Sie über diesen Link.

Kontakt: Prof. Dr. Nils Neuber

7Leseverständnisförderung (Kooperationsprojekt)

Mit der Programmfamilie der „Textdetektive“ liegt ein theoretisch fundiertes („selbstreguliertes Lernen“) und im Unterrichtsalltag erprobtes Konzept zur Förderung des Leseverständnisses für die Klassenstufen 5-7 (Textdetektive) sowie für den Einsatz in der Grundschule (Lesedetektive) vor. Das Material, dessen Wirksamkeit im Rahmen mehrerer Evaluationsstudien nachgewiesen wurde, eignet sich insbesondere dafür, Prinzipien strategieorientierten Unterrichts zu implementieren. Insbesondere lernschwachen Schüler:innen fällt die selbstständige Nutzung von Strategien schwer. Ein gemeinsam erarbeitetes Strategiefundament erleichtert es, individuell unterstützende Hinweise zur Nutzung solcher Strategien zu geben, die in eine Verbesserung von Leseleistungen münden.

Kontakt: Prof. Dr. Elmar Souvignier

8Rechtschreibtraining (Kooperationsprojekt)

Im Rahmen des Rechtschreibtrainings wird in Ergänzung zum regulären Deutschunterricht der 5. und 6. Klasse eine Förderung für Kinder mit Rechtschreibschwierigkeiten auf der Basis des evaluierten LRS-Förderprogramms [„LegaOptima“](https://legaoptima.de/index.php/de/) angeboten. Im Klassenverband findet eine testdiagnostische Untersuchung in Bezug auf die Rechtschreibkompetenz der Fünft- und Sechstklässler:innen statt. Nach der Auswertung wird den Schüler:innen eine Teilnahme empfohlen, deren Ergebnis einen besonderen Förderbedarf anzeigt. Für alle Teilnehmenden wird ein individuelles Trainingsprogramm zusammengestellt, was die Einbindung der Lehrpersonen und auch der Eltern der Teilnehmer:innen erforderlich macht. Die Förderung fußt auf zwei Grundbausteinen: 1. Ein kurzes tägliches Rechtschreibtraining im häuslichen Bereich mit Unterstützung durch die eigenen Eltern und 2. Fördereinheiten in einer Kleingruppe von sechs bis acht Schüler:innen im schulischen Kontext, in denen gezielt besondere Schwerpunkte der deutschen Orthografie bearbeitet werden. Nach Abschluss des Rechtschreibtrainings findet eine erneute testdiagnostische Untersuchung in Bezug auf die Rechtschreibkompetenzen statt, um spezielle Fördereffekte (mittels Prä-Post-Vergleich mit entsprechenden Kontrollgruppen) zu überprüfen.

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9Wissenschaftliche Begleitung der Erprobung der Grundsätze zur Bildungsförderung für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertageseinrichtungen und Schulen im Primarbereich in Nordrhein-Westfalen (Abgeschlossen)

Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW und das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW wollen der Bildungsförderung für Kinder eine langfristige Perspektive geben und die unterschiedlichen Aufträge von Kindertageseinrichtungen und Grundschulen eng verbinden. Zu diesem Zweck ist der Entwurf der "Grundsätze zur Bildungsförderung für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertageseinrichtungen und Schulen im Primarbereich in Nordrhein-Westfalen" erarbeitet worden. Im Zentrum der Bildungsgrundsätze steht die Frage, wie es bereits in den frühen Lebensjahren gelingen kann, Kinder individuell so zu fördern, dass ihnen der Zugang zu Bildung offen steht – unabhängig von der Herkunft und dem Bildungshintergrund der Eltern. Die Grundsätze sollen dazu beitragen, ein gemeinsames Bildungs- und Erziehungsverständnis im Elementar- und Primarbereich weiterzuentwickeln und die Zusammenarbeit der Beschäftigten in diesen Bereichen im Sinne einer kontinuierlichen Bildungsbiografie zu verbessern. Im Einvernehmen mit den Trägern wurden die Bildungsgrundsätze mit Beginn des Schuljahres 2010/11 bis Ende 2011 in der Praxis erprobt. In 67 regionalen Netzwerken aus Grundschulen und Kindertageseinrichtungen ist dies verbindlich geschehen. Wissenschaftlich begleitet wurde die Erprobungsphase von der Hochschule Niederrhein und der Universität Münster.

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10Kooperatives Lernen (Abgeschlossen)

Der Ansatz kooperativen Lernens ist gleichzeitig attraktiv und problematisch, weil neben kognitiven auch soziale und affektive Ziele adressiert werden und in der Unterrichtspraxis häufig negative Erfahrungen mit unstrukturierter Gruppenarbeit gemacht werden. Strukturierte Methoden wie das Gruppenpuzzle oder die Gruppenrallye begegnen diesen Schwierigkeiten, indem die Methode ein individuelles Engagement zwingend erforderlich macht. Aufgrund der intensiven Interaktion in heterogenen Lerngruppen stellen kooperative Unterrichtsmethoden einen idealen Ansatz zur individualisierten Förderung dar: Die enge Interaktion führt gepaart mit einer gegenseitigen Abhängigkeit dazu, dass alle Lernenden ihre Stärken nutzen müssen. Aus bisherigen Studien im Grundschulkontext liegt exemplarisch erprobtes Material für das Gruppenpuzzle vor.

Kontakt: Prof. Dr. Elmar Souvignier

11Kinder und Jugendliche in ihrer Vielfalt fördern - Unterricht fokussiert auf individuelle Förderung weiterentwickeln (abgeschlossen)

Das Kooperationsprojekt „Kinder und Jugendliche in ihrer Vielfalt fördern – Unterricht fokussiert auf individuelle Förderung weiterentwickeln“ des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Schule und Weiterbildung und der Bertelsmann Stiftung hatte das Ziel, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, Kindern und Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Potenzialen im Unterricht gerecht zu werden. Infolge des demographischen Wandels und der Verpflichtung zur Inklusion wird die Heterogenität in den Schulklassen weiter zunehmen. Diese Vielfalt stellt Schulen und Lehrkräfte des Landes vor große Herausforderungen. Der Schlüssel, allen Schüler:innen mit ihren unterschiedlichen Potenzialen gerecht zu werden, besteht in konsequenter individueller Förderung. Dabei wurden Lehrkräfte durch die Qualifizierung systematisch unterstützt und individuelle Förderung in Schulen wird nachhaltig verankert. Unter wissenschaftlicher Leitung der Universität Münster entwickelte eine Gruppe ausgewiesener Unterrichtspraktiker und Fortbildner für Unterrichtsentwicklung im Schuljahr 2011/12 ein modularisiertes Qualifizierungsangebot. Im Schuljahr 2012/13 wurde die Fortbildung zunächst Sekundarschulen in Pilotregionen angeboten, mittlerweile wurde das Angebot 53 Regionen des Landes zugänglich gemacht.

„Wir entwickeln diagnostische Instrumente und didaktische Konzepte, die Lehrkräften helfen, die Stärken, Interessen und Bedürfnisse aller Schüler:innen im Sinne der Individuellen Förderung in den Mittelpunkt zu stellen“