Austausch & Zusammenarbeit für die Schulen der Zukunft – Regionale LemaS-Jahrestagungen an der Universität Münster gestartet
Münster, 17.-18. September 2025 – Unter dem Titel „Wissen multiplizieren – Transfer gestalten – Potenziale fördern“ startete die Reihe der diesjährigen regionalen Jahrestagungen mit einem gemeinsamen Treffen der nordrhein-westfälischen Akteur:innen an der Universität Münster. Neben Lehrkräften, Schulleitungen und Schulentwicklungsbegleiter:innen waren auch Wissenschaftler*innen, Vertreter*innen der Bezirksregierungen sowie Ministeriumsvertreter geladene Gäste der vom LemaS-Forschungsverbund, dem Internationalen Centrum für Begabungsforschung (ICBF) und dem Landeskompetenzzentrum für individuelle Förderung (lif) veranstalteten Tagung.
Nach der Eröffnung durch die LemaS-Regionalzentrumsleitenden Dr.’in Christiane Fischer-Ontrup und Prof.’in Dr. Karolina Urton richtete sich Engelbert Sanders (Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW) in einem Grußwort an die Teilnehmenden und ermutigte sie, die Tagung als Plattform für eine offene, ehrliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit und eine Erweiterung und Festigung der bestehenden Schulnetzwerke zu nutzen. Auch Bundesministerin Karin Prien (Ministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) sowie Sabine Oldenburg (Vorsitzende der Bildungsministerkonferenz 2025) übermittelten ihre Grüße und richteten einen ganz besonderen Dank an alle LemaS-Akteur:innen: „Ohne Ihre Hingabe wäre es nicht möglich gewesen, die innovativen Ansätze von ‚Leistung macht Schule‘ so erfolgreich in die ganze Republik zu tragen“ (S. Oldenburg). Das Digitalisierungsteam der Universität Leipzig stellte im Weiteren die LemaS-Plattform vor, die als digitaler Ort für Zusammenarbeit, Austausch und Innovation allen LemaS-Akteur*innen ein Forum für kollaboratives Arbeiten bietet.
Jan Vedder eröffnet LemaS-Veranstaltung mit Impulsvortrag zur Schulentwicklung
Mit einem inspirierenden Vortrag unter dem Titel „Schule im Wandel – Lernorte mit Zukunft gestalten“ eröffnete Jan Vedder die inhaltliche Arbeit der LemaS-Veranstaltung. Der erfahrene Lehrer und Schulentwickler stellte dabei zentrale Zukunftskompetenzen sowie innovative Lernformate in den Mittelpunkt, die für eine nachhaltige Transformation von Schule notwendig sind. Vedder, der sich selbst als „Berufsoptimist“ bezeichnet, appellierte an die teilnehmenden Lehrkräfte & Schulleitungen Schule als lernendes Kollegium zu verstehen – einen Ort, an dem nicht nur Schüler*innen, sondern auch Pädagog:innen gemeinsam wachsen und sich weiterentwickeln. Ziel müsse es sein, als Lehrerkraft mit einer offenen und neugierigen Haltung in eine sich wandelnde Welt zu gehen und die Schüler*innen mit einer dafür notwenigen Veränderungskompetenz auszustatten. Mit seinem Vortrag setzte Vedder einen starken Impuls für die weiteren Diskussionen und Arbeitsphasen der Veranstaltung und machte deutlich, wie wichtig eine ganzheitliche und zukunftsorientierte Schulentwicklung für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen ist.
Workshops des Landeskompetenzzentrums lif setzen Impulse für individuelle Förderung und zukunftsfähiges Lernen
Am Nachmittag hielt das Landeskompetenzzentrum für Individuelle Förderung (lif) Workshops in den Bereichen Potenzialförderung, Zukunftslernen & Potenzialdiagnostik bereit und bot den Teilnehmenden Einblicke in Methoden und Praktiken, um Schüler*innen potenzialorientiert zu fördern und zukunftsfähige Lern- und Lehrkulturen an Schulen zu etablieren.
Dr.’in Catania Pieper ermöglichte den Besucher*innen eine gemeinsame „Reflexion von Beobachtungsfehlern im schulischen Alltag“ Pädagogische Beobachtung zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. In dem interaktiven Mindsnack wurde gemeinsam beleuchtet, wie subjektive Wahrnehmungen und Beobachtungsfehler die Diagnostik beeinflussen (können), welche Verzerrungsquellen (z.B. Halo-Effekt, Kleber-Effekt, „Similar-to-me“- Effekt) es gibt und wie sich die Qualität pädagogischer Diagnostik durch die Lehrkräfte verbessern und wie sich eine ressourcenorientierte Perspektive auf Lernende schärfen lässt.
Dr.’in Christiane Fischer-Ontrup, Eva Schönweitz, Anja Wardemann, Daniel Griese und Dr.’in Sarah Schulte ter Hardt präsentierten „Lösungsideen für Zwischendurch“ zur Prävention von und Intervention bei Konzentrationsproblemen. Der Impuls zur individuellen Lernbegleitung ermutigte Lehrkräfte, Schüler*innen einfache und effektive Strategien an die Hand zu geben, um ihre Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Mit der Vermittlung von Maßnahmen zur Selbstberuhigung, Selbststeuerung und Motivationsförderung können sowohl die Selbstregulation und die Aufmerksamkeit der Schüler*innen gestärkt, zielgerichtetes Verhalten unterstützt und ihre Lern- und Leistungsfähigkeit somit nachhaltig verbessert werden.
Dr. Marcus Kohnen, Charlotte Ullrich und Sebastian Zumholte diskutierten in ihrem Workshop „Yes We Can“ – transformatives Lernen für eine zukunftsfähige Schule Fragen der Entwicklung von Lernsettings und Schulentwicklungsvorhaben für eine zukunftsfähige Schule. Im Mittelpunkt stand die Auseinandersetzung mit grundlegenden Fähigkeiten wie kritischem Denken, Kreativität und Kollaboration – Kompetenzen, die Schüler*innen benötigen, um aktiv und emanzipiert eine gemeinwohlorientierte Zukunft mitzugestalten. Der Workshop bot neben Impulsen und Praxisbeispielen aus Schulen einen intensiven Austauschraum für Lehrkräfte. Gemeinsam wurden konkrete Visionen einer zukunftsfähigen Schule und Wege, wie Veränderungen systematisch und nachhaltig in schulische Strukturen eingebettet werden können, diskutiert.
PINEO und Lesson Study – Impulse aus dem Forschungsverbund LemaS:
Weitere Workshop-Angebote präsentierte am Nachmittag auch der LemaS-Forschungsverbund: Dr.’in Klara Kager und Swantje Bolli führten in das Projekt Lesson Study, als Methode der kollegialen Unterrichtsentwicklung, ein. Das auf Austausch beruhende Format, bei dem Lehrkräfte im Team an einer selbstgewählten Fragestellung gearbeitet wird, ermöglicht es, Lösungsansätze direkt zu erproben, den Unterricht kontinuierlich zu optimieren und durch den zyklischen Aufbau auch langfristige Ziele zu verfolgen. Im gemeinsamen Austausch ging es um die Frage, wie solche Formate an der Schule etabliert und wie neue Inhalte – etwa LemaS-Produkte – erfolgreich an Schulen transferiert werden können.
Felix Blumenstein und Sarah Doberitz präsentierten das PINEO-Konzept für eine personalisierte und digitale Lern- und Entwicklungsbegleitung „Pineo“, das Lehrkräfte bei der Planung, Organisation sowie Begleitung, Dokumentation und Evaluation von individuellen Lernwegen und Entwicklungsprozessen ihrer Schüler*innen unterstützt. Neben Einblicken in das Konzept und die Prozessschritte, boten sie auch die Möglichkeit, sich mit der unterstützenden Web-App vertraut zu machen.

Intensive Weiterarbeit in den thematischen Schwerpunkten an Tag 2
Mit einer breiten Palette an Themen, praxisnahen Zugängen und intensiven Diskussionsformaten setzte der zweite Tag klare Akzente für eine verstärkte Netzwerkarbeit und die gemeinsame Weiterentwicklung von Schule und Unterricht im Sinne einer stärkenorientierten Begabungsförderung. Zahlreiche Workshops und Diskussionsrunden boten den Teilnehmenden – von Schulleitungen bis hin zu (Fach-)Lehrkräften der LemaS-Transfer-Schulen – zahlreiche Gelegenheiten zum Austausch und zur Weiterentwicklung ihrer gewählten Projektschwerpunkte.
In einem Workshop zum Projekt Individuelle Lernpfade (Thomas Kretschmer, Vanessa Kupper) reflektierten die Teilnehmenden ihre eigenen Erfahrungen und diskutierten Möglichkeiten der Anpassung bestehender Konzepte, um die erprobten Ansätze noch wirksamer in die Breite tragen zu können. Auch in dem Workshop des Inhaltscluster 4/Bereich Sprachen (Prof. Dr. Johannes Mayer, Caterina Mempel, Dr.’inAndrea Wetterauer-Breitling) ging es um die Frage, wie sich durch ein besonderes Augenmerk auf die potenzial- und begabungsorientierte Gestaltung des Unterrichts in den sprachlichen Fächern und eine Fokussierung der kollegialen Zusammenarbeit der LemaS-Transfer vorantreiben lässt. Vor dem Hintergrund bestehender Handlungsmöglichkeiten wurde auch ein Instrument erprobt, das Multiplikator*innen in ihrer Netzwerkarbeit unterstützt.
Auch die fachbezogenen Angebote lieferten wertvolle Impulse: Der Workshop im Fach Biologie (Prof. Dr.’inJulia Schwanewedel, Hanna Birkenhagen, Dr.’inIlse Stangen) thematisierte, wie eine begabungsförderliche Lernbegleitung beim (offenen) Experimentieren gelingen kann. Im Fach Mathematik (Prof. Dr. Marcus Nührenbörger, Jacqueline Reiter, Nele Spillner, Ole Tenboll, Silvia Wördemann) standen die praxisnahe und diskussionsorientierte Weiterarbeit im Zentrum, bei der bisherige Projekterfahrungen aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Der Workshop im Bereich Sachunterricht (Prof. Dr. Markus Peschel, Pascal Kihm)stellte die Rolle der Lehrkräfte als „Lernbegleitung“ in den Fokus. Anhand konkreter Situationen aus Unterricht und Fortbildung setzten sich die Teilnehmenden hier intensiv mit ihrem eigenen Rollenverständnis auseinander. Das diFF-Projekt (Prof. Dr. Christian Fischer, Nele von Wieding, Steffen Janke, Katharina Fellhölter, Christoph Busch) griff in seinem Workshop aktuelle Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz auf. Im Mittelpunkt stand der Austausch über Chancen und Herausforderungen von KI im schulischen Kontext sowie Überlegungen zu den Perspektiven der KI-Nutzung im Rahmen begabungsförderlicher Projekte – sowohl für Schüler*innen als auch für Lehrkräfte.
Die LemaS-Jahrestagung West hat auch in diesem Jahr eine zentrale Rolle für den bundesweiten Transfer übernommen. Sie bot eine wertvolle Plattform, auf der wissenschaftliche, politische und schulpraktische Akteur*innen ihre Perspektiven zusammenführen und ihre bisherige Zusammenarbeit intensivieren konnten. Damit legte die Tagung erneut einen Grundstein für die Zukunft von LemaS-Transfer und verdeutlichte einmal mehr dessen Bedeutung für die Bildungslandschaft in Deutschland.
Vier Regionaltagungen – ein gemeinsames Ziel
Münster markierte den Auftakt der LemaS-Jahrestagungen 2025. An den Folgeveranstaltungen in Berlin, Rostock und Frankfurt werden weitere Multiplikator*innen aus insgesamt 100 Schulnetzwerken bundesweit an der Veranstaltungsreihe teilnehmen. Ziel ist es, die Potenzial- und Begabungsförderung langfristig im Schulsystem aller Länder zu verankern und den Transfer von Wissenschaft in die Praxis zu sichern.




